Geschichte Teil 1: Der Beginn
Die Entstehung des Weinguts Bossert geht bis in das 19. Jahrhundert zurück. Damals zog es einen gewissen Heinrich Bossert von Bellheim nach Duttweiler. Hier vermählte er sich mit Anna-Barbara Bress.
Deren Vater war einer der Freiheitskämpfer des Hambacher Festes 1832. Nachdem er nach Verfolgung und Verhaftung wieder nach Duttweiler zurückgekehrt war, übernahm er ein landwirtschaftliches Amt. Er plädierte schon damals für die Einführung einer Hagelversicherung, die dann auch Ende des 19. Jahrhunderts zustande kam.
Doch zurück zur Tochter Anna-Barbara und ihrem Ehemann Heinrich. Durch ihre Heirat 1852 wird der Name Bossert in Duttweiler eingeführt. Die beiden führen eine kinderreiche Ehe. Es werden 17 Kinder geboren, aber nur fünf erreichen das zwanzigste Lebensjahr. Der Betrieb Bossert wird damals als typischer Gemischtbetrieb geführt.
Eines dieser vielen Kinder ist der Sohn Karl-Friedrich, geboren 1863. Er heiratet 1887 Margarete Bress. Karl-Friedrich Bossert ist 1896 der Gründer des Raiffeisens in Duttweiler. Er hat dessen Vorsitz bis zu seinem Tod 1919 inne. Aus der Ehe mit Margarete gehen sechs Kinder hervor. Darunter auch der 1889 geborene Friedrich. 1919 heiratet er Margarete Blättner. Er ist Vorsitzender der Bezirksbauernkammer in Neustadt, sitzt von 1928 bis 1933 im bayrischen Landtag und wird 1933 Kreisbauernführer im Kreis Landau, die heutigen Landkreise Südliche Weinstraße, Germersheim, Speyer und Bad Bergzabern. 1949 verstirbt er im Alter von sechzig Jahren. Er hat mit seiner Frau Margarete zwei Kinder gezeugt: Tochter Lilli, die in Duttweiler sesshaft blieb, und Sohn Robert. Robert zieht als Leutnant im zweiten Weltkrieg unter anderem nach Russland und gerät in Frankfurt in Kriegsgefangenschaft.
Teil 2: Nach dem zweiten Weltkrieg
Die Landwirtschaft besteht immer noch in Form eines Gemischtbetriebes mit fünf Kühen, zwei Pferden, 5 ha Getreide, Zuckerrüben und 11 Morgen Weinbau. In dieser Zeit verwüsten die amerikanischen Soldaten Roberts Elternhaus. Sie werden dann von der französischen Armee „abgelöst“, an die in der Zeit der Besatzung vier der fünf Kühe und eins der zwei Pferde abgetreten werden müssen.
Robert heiratet dann 1948 Amanda Kühborth, Tochter einer Duttweilerer Familie und zieht mit ihr zusammen in deren Elternhaus in der Dudostraße 25. Sie gründen eine Familie und bekommen zwei Töchter, Sigrid und Helga, und einen Sohn, Reinhard.
Nach der Betriebsübernahme durch Robert werden viele Umbaumaßnahmen angegangen. Die hohen Ertragsschwankungen (3000 l/ha – 14000 l/ha), verursacht durch Pilzkrankheiten und mehrere verheerende Fröste, machen der Familie damals zu schaffen. Ab den 50er Jahren hält die Technik Einzug im Betrieb. 1956 wird das erste Automobil und der erster Traktor, ein Deutz mit 18 PS angeschafft. 1959 werden Weinberge zugekauft, 1,5 ha für 30.000 DM. 1963 kommt der zweite Traktor, erneut ein Deutz mit 30 PS. 1966 wird dann die Viehwirtschaft aufgegeben.
Auch Robert zeigt großes ehrenamtliches Engagement. Insgesamt hat er 21 Ehrenämter inne. Darunter 18 Jahre das Amt des 2. Bürgermeisters und 24 Jahre als Mitglied im Gemeinderat.
Teil 3: Reinhard übernimmt den Betrieb
1969 steigt auch Robert und Amandas Sohn Reinhard in den Betrieb ein. Die Rebfläche beträgt zu diesem Zeitpunkt 7,5 ha. Er erhält 1973 seinen Meisterbrief. Zwei Jahre später heiratet er die aus Bobenheim/Berg stammende Maritta Spielmann. Im Jahr darauf, also 1976, bekommen sie ihr erstes Kind, Christine. Die bewirtschaftete Rebfläche beträgt jetzt schon 10 ha. Zwei Jahre später erblickt dann Reiner das Licht der Welt. Der Ackerbau wird jetzt aufgegeben, statt dessen wird zunächst vor allem im Keller investiert. Noch 1978 werden z.B. die ersten 15 Edelstahltanks angeschafft, sie ersetzen Holzfässer, die teilweise älter als 100 Jahre waren. Außerdem wird 1981 der erste Vollernter gekauft und eine Pflanzmaschine gebaut. 1982, als die Fläche auf 12 ha steigt, muss angebaut werden. Es wird eine Halle mit knapp 200 m2 und teilweiser Unterkellerung errichtet. Der Keller wird daraufhin mit weiteren Edelstahltanks ausgestattet. 1983 werden die Garagen im Erdgeschoss des Wohnhauses zu einer Weinprobierstube für bis zu 30 Personen umgebaut. Um die Hofstelle ausweiten zu können, wurden 1986 das gegenüberliegende und 1998 das Nachbargrundstück gekauft. Da die bewirtschaftete Fläche Stück für Stück vergrößert wird (heute beträgt sie ca.40 ha), wird es auch im Keller immer wieder eng, so dass der Tankraum mehrmals kräftig ausgebaut werden muss. Neben der permanenten Modernisierung des Betriebes hat auch Reinhard ständig viele Ehrenämter inne. Momentan ist er 1.Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft der Flurbereinigung Duttweiler, Vizepräsident des Weinbauverband Pfalz, Vorstandsmitglied des deutschen Weinbauverband, sitzt in der Vollversammlung der Landwirtschaftskammer und ist Mitglied des Weinbauausschusses der LWK, außerdem ist er Grundstücksbeauftragter derselben. Zusätzlich ist er Vorstandsmitglied der Pfalzwein e.V. und der Deutschen Weinstraße Mittelhaardt e.V., Verwaltungsratsmitglied der Wiederaufbaukasse, Aufsichtsratsmitglied der VR-Bank Südpfalz und Aufsichtsratsmitglied der Gebietswinzergenossenschaft Rietburg eG.
1998 steigt dann schließlich Sohn Reiner in den Betrieb ein. Eine neue Herausforderung erwartet die beiden in den nächsten Jahren. Dann gilt es, den Zusammenschluss mit dem befreundeten Weingut Hauck auszugestalten und die Vorzüge beider Weingüter zu vereinen.
Teil 4: Die nächste Generation setzt Akzente
Der gelernte Winzergeselle Reiner ist seit jeher an Weiterbildung und Wachstum interessiert: Direkt an seine Prüfung 1997 schloss er eine Weiterbildung zum Wirtschafter (1997-1999) und zum Winzermeister (1999-2001) an.
Genau wie sein Vater übernimmt er früh Ehrenämter, die er bis heute kontinuierlich erweiterte zum 1. Vorsitzenden der Landjugendgruppe Duttweiler, zum Mitglied im Arbeitskreis Weinbau der Landjugend Rheinlandpfalz, zum Mitglied im Vorstand der Bauernschaft Duttweiler und des Ortsbeirates sowie zum stellvertretenden Vorsitzenden der Pheromongemeinschaft Duttweiler.
Gemeinsam mit seiner Jugendliebe Anika baut er nach dem Tod seiner Oma 2003 den vorderen Teil des Weingutes zu einem behaglichen Wohnhaus für die geplante Familie um. Nach der lang ersehnten Hochzeit 2004 kam zwei Jahre später die erste Tochter Ellen zur Welt, 2009 folgte Schwesterchen Natalie und 2012 Lisa. Die Kinder sind ganz fasziniert vom Weingutsbetrieb; die Große, Ellen, ist bereits Expertin im Kartons packen, Traubensaft und Wein einschenken und Gäste animieren. Natalie fühlt sich vor allem auf Stapler und Traktor zu Hause. Mama Anika kümmert sich um die Pflege des Internetauftritts und zusammen mit Schwiegermutter Maritta um die Kundenbetreuung ab Weingut.
Im regen Austausch mit Vater Reinhard übernimmt Reiner auch immer mehr Verantwortung. Vor allem im Keller, beim Pflanzenschutz und in der Organisation der Handarbeiten hat er das Zepter übernommen. Die Anschaffung neuer Traubenwägen, einer Flotationsanlage und einer Kelter garantieren heute einen schonenden, modernen Weinausbau.
Alle Weine werden inzwischen kontrolliert mit speziellen Hefen vergoren. Reiners Herz schlägt eher für Weiß- als für Rotwein: Riesling – als Königin der Rebsorten – steht unangefochten an Platz eins im Betrieb. Silvaner, Kerner, Faberrebe, Dunkelfelder und Schwarzriesling hat der Winzermeister im Rahmen der Flurbereinigung durch Riesling, Dornfelder, Müller-Thurgau und Burgundersorten ersetzt.
Nachhaltig zu wirtschaften hat oberste Priorität.: Die Anschaffung einer Solaranlage 2004 und einer Hackschnitzelheizung 2006 sorgen für erneuerbare Energien. Der ökologische Gedanke setzt sich auch in der Qualität der Weine fort und bietet den vielen Stammkunden – und solchen, die es werden wollen – hochwertige Weine zu einem unschlagbaren Preis-/Leistungsverhältnis.
Winzerkollegen schätzen den fachlichen Austausch mit Reiner, sein Wissen als Pionier im Kordonschnitt und seine Motivation in jedem Bereich das Beste für das Weingut und die Familie erzielen zu können.