Das Weinjahr Das Jahr des Winzers beginnt im Winter mit dem Rebschnitt. In den ersten Wochen und Monaten des Jahres entfernen wir die Triebe, die über Sommer gewachsen sind aus dem Drahtrahmen. Um die optimale Qualität für unsere Weine zu erzielen, verbleibt nur ein Trieb am Stock. Diesen Trieb nennt man Fruchtrute. Von allen Ranken, Geiztrieben und Rappen befreit, wird diese Fruchtrute vorm Frühling im Drahtrahmen in der Form eines halben Bogen nach unten gebogen. Die ersten Schritte für den neuen Jahrgang sind jetzt getätigt, diese Arbeiten werden noch größtenteils per Hand erledigt, der Rebschnitt ist die aufwändigste Arbeit im Winzerjahr.
Während die Reben in den Weinbergen geschnitten werden, bekommen die jungen Weine im Keller ihren letzten Schliff. Im März füllen wir einen Großteil unserer Weine dann auf die Flasche.
Bevor die Reben austreiben wird noch die erste Pflanzenschutzmaßnahme durchgeführt. Mitte April hängen wir alle 20qm eine Pheromonampulle auf. Diese Ampullen verbreiten den weiblichen Sexuallockstoff unseres bedeutendsten Schädlings, dem Traubenwickler. Die ganze Flur riecht somit, für Menschen nicht wahrnehmbar, nach Traubenwicklerweibchen, die Männchen können die Weibchen nicht mehr finden, eine Vermehrung kann nicht mehr statt finden. Somit ist dieser Schädling auf biologische Weise ausgeschaltet.
Parallel beginnen wir Mitte April mit dem Pflanzen junger Reben. Wenn sich die Böden langsam erwärmen und die Frostgefahr nicht mehr groß ist werden die jungen Reben mit unserer GPS-gesteuerten Pflanzmaschine auf 2,5cm genau in den Boden gebracht. Da die Maschine sehr teuer ist, erledigen wir diese Arbeit auch für viele befreundete Winzerbetriebe in unserer Gegend.
Ende April erwachen die Reben dann so richtig aus dem Winterschlaf. Jetzt beginnt die arbeitsintensivste Zeit für uns. Umbruch der Wintergründüngung, zweimaliges Ausbrechen der Wasserschosse, zweimaliges Aufheften des neuen Austriebs, Entblätterung der Traubenzone, mehrmaliger Laubschnitt, Begrünungen mulchen, Pflanzenschutz, Bodenbearbeitung. Bis Mitte August sehen wir jeden Rebstock mehr als 20 mal.
In der 2. Hälfte des August wird es langsam ruhiger im Weinberg. Etwas Zeit zur Erholung steht an, ehe wir Ende des Monats damit beginnen, alles blitz-blank zu putzen. Die Weinlese steht vor der Tür.
Im September beginnen wir damit die Früchte unserer Arbeit einzufahren. Vier Wochen Außnahmezustand. Tausend Gedanken ständig im Kopf.
Mit dem Vollernter werden die Beeren schonend von den Stielen geschüttelt, zügig werden die Trauben zur Presse gebracht. Rotweintrauben nehmen vor dem Pressen noch einen Umweg von ca. einer Woche. Um an die Farbe zu kommen, die in den Beerenhäuten steckt, brauchen wir den Alkohol aus der Gärung. Wir vergären also die komplette Maische vor dem Pressen bei 25-30° Celsius, erst dann werden die roten Trauben gekeltert. Der trübe, gepresste Saft wird dann geklärt. Jetzt leiten wir auch bei den weißen Mosten die Gärung ein. Hier achten wir allerdings darauf, dass die Fermentation sehr langsam abläuft, um ein schönes Bouquet zu erhalten.
Nach der Gärung lagern die Weine noch bis November auf der Vollhefe, ehe sie über einen Abstich von der Grobhefe getrennt werden. Für die weitere Reifung bleibt den Jungweinen jetzt noch die Feinhefe, die erst im Dezember per Filtration abgetrennt wird.
Das Winzerjahr neigt sich dem Ende entgegen, wir beginnen nun wieder mit dem Rebschnitt.